Kosmos Verlag/Gerhard Weiland
Basiswissen

Was ist eine Epoche?

Aufmacherbild: Um den Effekt der Eigenbewegungen wirklich zu sehen, müsste man schon ein paar zehntausend Jahre warten. Die Grafik zeigt, wie sich das Sternbild Kassiopeia im Laufe der Zeit entwickeln wird. (Quelle: Kosmos Verlag/Gerhard Weiland)

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Wenn in der Astronomie von „Epochen“ die Rede ist, dann sind damit selten Zeitabschnitte in der Vergangenheit gemeint: kein Barock, kein Rokoko, auch kein Biedermeier. Genau genommen ist eine astronomische Epoche nicht mal ein Zeitraum, sondern ein ganz bestimmter Zeitpunkt: ein Schnappschuss des Himmels, wenn man so will.

 

Über ein Menschenleben hinweg erscheint der Fixsternhimmel nahezu unverändert, jedenfalls mit bloßem Auge – daher auch sein Name. Sieht man aber genauer hin, ist dennoch alles in Bewegung: Einerseits rasen alle Himmelskörper mit einer bestimmten Geschwindigkeit durchs All. Diese Eigenbewegungen machen sich aber aufgrund der großen Distanzen nur mit Profiequipment wirklich bemerkbar – am deutlichsten noch bei Barnards Pfeilstern oder dem Roten Riesen Arktur. Im Laufe der Jahrzehntausende führen die Eigenbewegungen unter anderem dazu, dass sich die bekannten Sternbildfiguren verformen.

 

Für die Beobachtungspraxis relevanter ist aber der Effekt der Präzession: Dabei rotiert der Himmelsnordpol einmal in knapp 26.000 Jahren um den nördlichen Pol der Ekliptik. In Folge scheinen sich auch die äquatorialen Koordinaten am Himmel zu ändern: Für den Frühlingspunkt etwa ergibt sich eine Verschiebung von gut einem Grad innerhalb von 72 Jahren. Für das bloße Auge ist das kaum relevant – möchte man aber Beobachtungsdaten von 2000 und 2024 miteinander vergleichen, kann die Verschiebung um gut ein Drittelgrad schon von merklicher Bedeutung sein.

 

Diese Effekte machen es zu einer absoluten Notwendigkeit, bei jedem Sternkatalog und jeder Koordinatenliste den genauen Zeitpunkt anzugeben, auf den sich die genannten Positionsdaten beziehen. Diese Zeitpunkte werden als Standardepoche bezeichnet. In aktuellen Sternkatalogen wird meist die Epoche J2000.0 verwendet – alle Koordinaten entsprechen somit dem Stand vom 1. Januar 2000 um 12 Uhr UT (exakt: Julianischen Datum 2.451.545,000). Historisch hat es sich eingebürgert, alle 50 Jahre eine neue Standardepoche einzuführen. Bei Himmelskörpern, deren Bahndaten sich vergleichsweise schnell ändern können – so etwa bei Asteroiden oder Kometen im Sonnensystem –, ist es üblich, Epochen in deutlich kürzeren Abständen zu wählen, z. B. halbjährlich.

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